Spanien erreicht - Puerto de la Selva
- koroschetz
- 19. Aug. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Okt. 2022
Es wird weiter windiger. Für die nächsten Tage sind hohe Wellen, starker Wind, Gewitter und Regen angesagt. Wir nutzen das Zeitfenster am Mittwochvormittag, am 17. August, um nach Spanien zu fahren. Eine spanische und katalanische Fahne konnten wir noch in Port Vendres besorgen. Die Strecke ist nicht weit. Weniger als zwei Stunden planen wir bis Puerto de la Selva an der Grenze zum Parc Natural del Cap de Creus im Norden. Es ist noch wenig Wind, aber die Welle hat es in sich. Zum Glück kommt sie leicht schräg vom Heck und treibt uns vor sich her. Dennoch fährt es sich besser mit ein paar Knoten mehr. Die Welle ist anfangs noch lang und wird mit 0,7 m ausgewiesen, damit ist die Steigung zwischen Wellental und -Berg deutlich höher. Frank hat versucht, für uns digital im Hafen einen Platz zu reservieren. Dieses System scheint nicht zu funktionieren, denn bisher haben wir noch keine Antwort erhalten. Insofern schauen wir nach Ausweichhäfen. Ggf. müssen wir ein Stück zurück nach Port Llanca. Wir sind ganz froh, als wir mittags Puerto de la Selva erreichen. Im Hafen ist es etwas ruhiger. Die Verständigung mit der Hafenmeisterei läuft auf englisch, mehr schlecht als recht. Kurzum, zunächst bekommen wir gesagt, dass der Hafen voll ist und kein Platz für uns da sei. Wir wissen, dass wir zu früh sind, es wird eventuell noch eine Abreise erwartet. Eigentlich soll man erst ab 13 Uhr den neuen Hafen anlaufen. Wir haben riskiert früher da zu sein, da das Wetter ungemütlich werden soll. Was nun? Uns wird gesagt, wir sollen es in Llanca versuchen, doch dann wendet sich das Blatt, es gibt doch noch einen Platz für uns. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Die Einweisung in den Platz ist undeutlich, so dass wir erst Anlauf für den falschen Platz nehmen, aber dann schiebt Frank uns in die enge, für uns vorgesehene Lücke. Mit unseren Fendern links und rechts liegen wir unmittelbar an den Nachbarbooten. Auf der einen Seite haben wir eine kleine Beneteau und auf der anderen Seite ein Segelboot mit einer französischen Familie, die gerade noch nicht da ist. Während Frank uns anmelden geht, komme ich mit dem nächsten Segelboot dahinter ins Gespräch. Auch ein Franzose mit zwei Kindern aus Annecy. Er spricht relativ gut Deutsch, da er in Luxemburg aufgewachsen ist. Die Familie reist bald wegen des Wetters in Richtung Port Ventes ab, da leben seine Eltern im Sommer. Wir buchen für drei Tage. Der Preis ist stattlich, das Teuerste, was wir bisher kennengelernt haben. Wir zahlen 85 € pro Nacht. Das Wetter zieht sich zu und der Wind frischt immer weiter auf. Wir machen noch einen Bummel durch den Ort. Geschäfte, außer der Supermarkt, öffnen erst wieder 17 bzw. 18 Uhr. In den Restaurants wird nach 15 Uhr noch Mittag gegessen. Wieder ein anderer Rhythmus, als der, den wir in Frankreich kennengelernt haben. Abends entlädt sich ein heftiges Unwetter. Zum Glück haben wir alles reingenommen und Leinen wie Fender noch mal kontrolliert. Von den vor uns liegenden Bergen zieht dröhnend ein Gewitter herein, Blitz und Donner in schneller Folge, Starkregen mit Hagel und heftiger Wind. Apokalypse - die wir angespannt aus unserem schwimmenden Zuhause beobachten. Unsere Dachfenster lassen Nässe durch, so dass wir damit beschäftigt sind, Schaden auf dem Mobiliar und der Technik abzuwenden und Tropfenjäger spielen. Leider hat das Abkleben der Fenster die bisherige Hitze nicht überstanden. An den Überlappungen und Andruckstempeln bahnt sich das Wasser einen Weg. Nicht schlimm, aber man kann es auch nicht unbehandelt lassen. Es dauert lange, bis das Gewitter abzieht, der Wind bleibt. Das Rettungsschiff des Hafens fährt raus. Vor dem Strand haben drei ankernde Segelboote im Unwetter ausgeharrt. Wir beobachten, wie einer versucht, sich noch mal in eine bessere Position zu bringen. Die Nacht ist stürmisch. die Fender knarzen an den Nachbarbooten. Das setzt sich auch am Folgetag fort. Durch den Regen ist unser Boot schön sauber geworden. Hier zeigt sich, dass es gut poliert ist.
Für Donnerstag haben wir einen Plan. Ich buche Eintrittskarten für das Teatre-Museu Dali in Figueres. Wir haben den Bus nach Figueres ausgekundschaftet. Bei leichtem Nieselregen machen wir uns auf den Weg. Der Bus fährt 11:00 Uhr und ich habe Tickets für das Museum für 13:45 Uhr. Der Bus fährt über Llanca und von dort ins Hinterland. Fahrdauer eine knappe dreiviertel Stunde. Der Busbahnhof Figueres liegt hinter dem Bahndamm und es führt eine stark befahrene Einfallstraße dort hin. Auf diesem Stück in der Stadt vertrödelt der Bus eine zusätzliche halbe Stunde Verspätung. Aber wir haben noch gut Zeit. In Figueres fällt sofort die gute Beschilderung zu den wichtigen Orten und Museen auf. So finden wir problemlos die Rambla und unser Ziel. Figueres ist die Heimatstadt von Salvatore Dali. Er wurde dort getauft. Das Teatre-Museo Dali ist das größte surrealistische Objekt der Welt und zeigt die Kunst von Dali in ihrer ganzen Ausdruckskraft. Dali ließ das frühere Theater der Gemeinde ab 1970 zu einem eigenen Museum umbauen, um sich selbst zu würdigen und aus Figueres wieder einen Anziehungspunkt zu machen. Es wurde 1974 eröffnet. Als wir dort eintreffen, stehen hunderte Menschen nach Tickets an. Dali ist uns bis hierher schon mehrfach in der Stadt begegnet. Zum Glück konnte ich Tickets vorab buchen. Wir vergewissern uns noch mal, dass das Ticket auch ohne Ausdruck anzuwenden ist. Im viertelstündlichen Rhythmus erfolgt der Einlass. Wir probieren früher reinzukommen, das klappt natürlich nicht. Wir nutzen die Zwischenzeit für ein paar Tapas. Die Ausstellung im Museum ist spektakulär. Viele Exponate können wir erst nach späterer Lektüre interpretieren. Aus einigem können wir uns einen Reim machen. Letzteres wäre in Dalis Sinne. Der Besucher soll interaktiv mit den Objekten umgehen. Die Vielfältigkeit des Schaffens von Salvatore Dali ist gewaltig. Wir versuchen in die Vorstellungswelt dieses kreativen Künstlers, der keine Schranken akzeptiert, einzutauchen. Das fällt uns nicht ganz leicht, da wir uns eher zu den Realisten zählen. Insgesamt ein tolles Erlebnis, was wir nicht missen möchten. Figueres hat noch mehr als Dali zu bieten. Mich interessiert z.B. das hoch gepriesene Spielzeugmuseum. Das ist jedoch zu viel für einen Tagesausflug. Wir schlendern noch ein wenig durch die Stadt. Auffällig sind die vielen Bekundungen zu Katalonien. Über den Plätzen hängen ausschließlich Katalonische Wimpel und Wimpel mit einer durchgestrichenen Krone. An einer Fassade an der Rambla entdecken wir eine riesige gelbe Schleife. Gelbe Schleifen sind überall in Katalonien Zeichen des Protestes gegen die 2018 erfolgte Inhaftierung mehrerer, führender Separatisten. Befürworter und Gegner der Abspaltung von Katalonien von Spanien waren oder sind in diesen Jahren im Streit, so dass gelbe Schleifen entfernt und wieder installiert werden. Die Vermutung liegt nahe, dass mit diesen Schleifen auch die Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht wird.
Erwartungsgemäß verspätet sich unser Bus für die Rückreise um eine halbe Stunde. Am frühen Abend sind wir zurück im Hafen.
Freitag sind „Haus- und Büroarbeiten“ angesagt. Wäsche waschen ist hier ähnlich teuer, wie in Frankreich. Wir können den immer noch sehr starken Wind zum Trocknen nutzen. Wir füllen unsere Vorräte auf und schauen immer wieder auf Wind, Welle und Wetter. Morgen soll es ruhiger werden und wir wollen wieder hinaus aufs Wassern. Unser Start für die Rückkehr nach Berlin.






















































































































































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