Cap d´Agde auf halber Strecke zwischen Rhônemündung und spanischer Grenze
- koroschetz
- 14. Aug. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt. 2022
Am Donnerstag, den 11. August machen wir uns auf den Weg zum Cap d´Agde. Wir wollen den Reißbrettstädten möglichst bald entrinnen und freuen uns auf mehr Individualität und ältere, gewachsene Städte. Das Meer sieht heute eigenwillig aus. Es glitzert silbrig und sieht im Hochnebel etwas mystisch aus. Wir sind heute ca. 55 km unterwegs. Vor der Einfahrt zum Hafen Cap d´Agde befindet sich auf einer kleinen Vulkaninsel ein Fort. Das Fort Brescou wurde 1586 erbaut. Mit dem Projekt eines Kriegs- und Handelshafens zwischen dem Cap d´Agde und der ÎleBrescou wurde es 1634 neu befestigt. Private und regionale Initiativen werben derzeit Mittel für dessen Erhalt ein. Vom Hafen aus fahren regelmäßig Ausflugsschiffe zum Fort.
Nicht nur die Ausflugsschiffe sind im Vorfeld des Hafens unterwegs. Jegliche Wassersportvergnügungen vom Fallschirmfliegen, gezogen von einem schnellen Motorboot, sich von einem Motorboot mit einem Luftreifen durchs Wasser ziehen lassen, Jetskiing u.s.w. lassen vor der Einfahrt einen ordentlichen Wirrwarr entstehen. Im Hafen geht es ordentlich zu. Wir halten hinter den Liegestellen für Boote, die Tanken wollen. Es gibt keine Verständigungsschwierigkeiten in der freundlichen Capitainerie und obendrein bekommen wir als Gastgeschenk eine Flasche Rosé, welche wir gleich als “Anleger“ köpfen. Wir können uns entscheiden, Nahe der Hafeneinfahrt bei der Capitainerie zu liegen oder weiter drin im Zentrum des Hafens, näher an die Stadt heran. Wir entscheiden uns für letzteres. Ohne langes Zögern machen wir uns gleich auf den Weg zu einer der Badebuchten. Der Sand hier ist schwarz. Nach der langen Fahrt und dem Weg durch die Neubauten der Stadt tut das Baden gut, obwohl das Wasser auch gut 26 Grad warm ist. Wir essen „zu Hause“ und machen anschließend noch einen kleinen Bummel am Hafen entlang. Wir schieben uns mit anderen Touristen an den Buden und Restaurants vorbei und erkunden bei der Gelegenheit, wo die für uns am nächsten gelegenen sanitären Einrichtungen sind. Zu weit - finden wir und drinnen zu warm, so dass wir wieder alles an Bord nutzen und uns mit unserem neu erworbenen Brausekopf (Gartenequipment) direkt am Steg abbrausen. Wir sind genügsam geworden. Am Freitag geben wir Bescheid, dass wir noch eine Nacht bleiben. Wir wollen das alte Agde anschauen. Die Wohn-, Ferien-, Sport-, Kongress- und Gewerbebauten erstrecken über mehrere Ortstiele über das gesamte Cap. Im Westen liegt Le Grau d´Agde am Fluß L´Herault, der im Mittelmeer mündet und den Canal du Midi kreuzt. Um zum Kanal de Midi zu kommen, muss man in Agde in einen kleinen Seitenkanal abzweigen. Von dort gelangt man zu der einzigen bekannten Rundschleuse, die insgesamt drei Ausgänge hat. Wir haben uns in Agde die Zufahrt zu dem abzweigenden Kanal angesehen, da wir eventuell bereits ab Agde über Binnenwasserstraßen fahren wollen. Über den Étang de Thau kommt man auch binnen nach Sète und kann von dort weiter über den Canal du Rône a Sète und nach einer Schleuse, über ein Stück Petite Rhône, bei Arles in die Rhône gelangen. Irritiert hat uns, dass wir keine Schifffahrtszeichen, weder bei der Brückendurchfahrt noch bei der Kanaleinfahrt gesehen haben. Hier werden wir uns noch zu erkundigen haben.
Altbewährt fahren wir mit dem Bus nach Agde. Die Linie 3 fährt uns eine dreiviertel Stunde durch diverse Stadtteile. Nun sehen wir auch das neue, rund gebaute Congresszentrum, die riesige Tenniswettkampfhalle und vieles mehr. Auch wenn wir die alten Städte lieber mögen, sind wir von der städtebaulichen Entwicklung auf dem Cap d´Agde, die man auf Schritt und Tritt nacherleben kann, beeindruckt. Im Kontrast hierzu steht das alte Agde. „Agathé Tyché“ DAS GUTE GLÜCK, das ist der Name, den die Griechen dieser Stadt gegeben haben, die sie im 5. Jh. v.Chr. auf einem im Jahrhundert davor errichteten Handelskontor der Phokäer gegründet haben. Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert war Agde einer der bedeutendsten Handelshäfen des Mittelmeeres. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Agde einen Höhepunkt des Wohlstandes durch Weinbau. In Agde ist die Zeit stehengeblieben. Dort wo ehemalige Fischer wohnten, und große Lagergebäude stehen, sind heute Restaurants untergebracht, die jeweils noch einen Pavillon auf einem Ponton im L´Herauld haben. Durch die Stadt ziehen sich verwinkelte Gassen mit ärmlich wirkenden Wohnungen und verfallenden kleinen Geschäften. Man kann das einstige Leben oftmals nur noch anhand von Resten der über den geschlossenen Jalousien angebrachten Beschilderungen erahnen. Viele Häuser, die Kaimauer und auch die Stadtmauer aus dem 6. und 4. Jh. v. Chr. sind aus schwarzem Basalt. Neben den einfachen Häusern der Fischer existieren auch noch Wohnpaläste reicher Kaufleute. Sie sind gut erkennbar an den verzierten Eingangsportalen und den hohen Fenstern. Wir haben einen kleinen Reiseführer, der uns auf die versteckten und offensichtlichen steinernen Geheimnisse des historischen Zentrums von Agde informiert, so dass wir sie entdecken können. An vielen Stellen der Stadt befinden sich kleine Ateliers und Galerien. Dennoch scheint der Stadt das Konzept und das Geld zu fehlen. Schade. Es wäre sicherlich gut gewesen, einen Teil der Investitionen, die in die Reißbrettstadt geflossen sind, in das alte Agde zu stecken. Offensichtlich haben sich die Stadtväter ausschließlich vom Sommertourismus inspirieren lassen und immer mehr und moderner gebaut. Da ist das alte Agde auf der Strecke geblieben. Zugegebenermaßen, sind auch wenige Touristen auf Entdeckungstour durch das alte Agde.
Wir unterbrechen unsere Rückfahrt für einen Einkauf im Hyper-U. Konsumterror erwartet uns, auf den wir uns heute einlassen, da wir gerne mal aus der Vielfalt des Angebots schöpfen wollen. Das können die kleinen Citycarefours nicht anbieten. Leider verpassen wir unseren Anschlussbus knapp und müssen fast eine Stunde warten. Dem Treiben an der Hafenkante entziehen wir uns heute. Mich hat es jedoch bis nach Mitternacht fest im Griff, da die Partyboote mit johlenden Gästen noch lange zurück in den Hafen kommen. Irgendwie schlafe ich auch schlecht. Es ist wie immer sehr warm, auch wenn Frank das Boot vor dem Schlafengehen mit der Klimaanlage herunter gekühlt hat. So finde ich nur wenig Stunden Schlaf, schlecht für unseren morgigen Turn, der ca. über 6 Stunden gehen wird.




















































































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