Camargue - Saintes-Maries-de-la-Mer
- koroschetz
- 10. Aug. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt. 2022
Am ersten Sonntag im August machen wir uns auf den Weg in die Camargue. Saintes-Maries-de-la-Mer ist uns ein Begriff, seit wir in der Tourismusinformation von Port Saint-Louis erfolglos nach einem Camargue-Ausflug gefragt haben. Moritz hatte dann in Erfahrung gebracht, dass unser heutiges Reiseziel ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Camargue ist. Unser Turn dauert 5 Stunden bei gemütlicher Fahrt über 65 km. Im Golf de Fos liegen diverse Tanker auf Reede und warten auf die Abfertigung an den Ölterminals. Dann queren wir das Rhônedelta von Ost nach West. Wir fahren küstennah. Hier sind Wassertiefen unter 20 Meter und jede Menge Fischereifähnchen. Bis heute konnten wir nicht in Erfahrung bringen, was sich unter bzw. im Umkreis dieser Fähnchen befindet. Jedenfalls ist es anders als in Deutschland, denn wir sehen Segel- wie Motorboote unmittelbar an den Kennzeichnungen vorbeifahren. Man muss jedenfalls immer sehr aufmerksam sein. Gegen 16 Uhr erreichen wir unseren Zielhafen. Nach nochmaligem Anruf in der Capitainerei erkennen wir auch einen Mitarbeiter auf dem Steg, der uns einweist. Alles geschieht unter der freundlichen Aufmerksamkeit der bereits liegenden Boote. Auch wenn jeder schaut, dass sein Boot nicht touchiert wird, ist die Atmosphäre zugewandt. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich das in den Häfen ist. Hier finden wir auch wieder Kontakt zu einem kurzen Smalltalk - woher und wohin. Unser Anlegemanöver wird positiv zur Kenntnis genommen und man grüßt einander. Wir haben uns noch nicht festgelegt, wie lange wir bleiben wollen und buchen zunächst für eine Nacht. Der Ort befindet sich auf einem schmalen Streifen zwischen dem Meer und dem Schwemmland. Der ehemalige Fischerort Saintes-Maries-de-la Mer überrascht uns mit andalusisch anmutenden Häusern und lebhaftem Tourismus in den kleinen Gassen. Auf unserem ersten Rundgang stoßen wir gleich auf die Stierkampfarena. Vor der Arena befinden sich Statuen von Stieren. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, sind das Nachbildungen der berühmten Stiere Garlan und Vovo. Heute Abend findet sogar ein Wettkampf statt. Wie wir am nächsten Tag erfahren, wird der Camargue-Stier in der Arena nie getötet. Mit 200 bis 300 kg ist er deutlich kleiner als seine spanischen Artgenossen, die zwischen 500 und 700 kg wiegen. Die Camargue-Stiere mit Hörnern in Form einer Leier, die zum Himmel zeigen, werden ausschließlich für den“Course Camarguise“ und den “Course à la Concarde“ gezüchtet, wo die „Razeteurs“, junge Männer in weiss gekleidet, mit einem Faustring in der Hand versuchen, die an den Hörnern befestigten Bänder zu entfernen. Obwohl wir neugierig sind, wollen wir heute die Minimum 50 € pro Person für die Veranstaltung nicht investieren.
Im Ortskern stoßen wir auf die Kirche Église Notre-Dame-de-la-Mer. Schon von weitem hatten wir dieses imposante Bauwerk vom Meer aus gesehen. Für 3€ kann man auf das Dach der Kirche steigen. Auch wenn im Ort alles sehr touristisch ist, gefällt uns die Atmosphäre, so dass schnell feststeht, dass wir auch am Montag noch bleiben. Natürlich gibt es Camargue-Salz und andere regionale Spezialitäten in gut ausgestatteten Geschäften und an den Ständen. Auch das symbolträchtige Kreuz der Camargue (das Kreuz für den Glauben, der Anker für die Hoffnung und das Herz für die Nächstenliebe) ist an jeder Ecke zu entdecken. In einer Gasse werden wir mit tollen Salaten, Paella und anderen Leckereien geködert, die man für das Abendessen zu Hause mitnehmen kann. Spontan entschließen wir uns im nächsten Restaurant eine Paella, die draußen in einer riesigen Pfanne zubereitet wird, zu nehmen. Es kommen viele Familien und es geht herzlich zu. Leider wird das Erlebnis etwas getrübt. Ein Eiswürfel, den Frank mir aus der Wasserkaraffe einschenkt, entpuppt sich als Glasklumpen. Ich bin erschrocken. Natürlich versucht die Bedienung alles wieder gut zu machen. Wir bekommen neuen Wein und später auch noch den Café aufs Haus.
Wir starten am Montag mit einer Bootstour über die Petite Rhône in die Caramrgue. Der Fluss ist hier teilweise unter 1 Meter flach. Wir sehen keine Flamingos, dafür Reiher, Silberreiher und Möwen. Und dann natürlich die Camarguepferde und -Stiere. Zur Sicherheit treibt ein Stierhüter auf einem Camarguepferd einige Stiere und Pferde ans Ufer. Viel schöner ist, dass wir später die Tiere auch in freier Wildbahn an den Ufern sehen. Darüber hinaus erfahren wir, dass in der Camargue neben der Salzgewinnung auch Reisanbau erfolgt, der 1/3 des Inlandsbedarfes an Reis deckt.
Am Nachmittag testen wir den Strand von Saint-Maries. Das Wasser ist überraschend frisch. So haben wir das bislang noch nicht erlebt. Gut abgekühlt verbringen wir den Abend an Bord.
















































































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