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Avignon und die letzte Etappe auf der Rhône

  • koroschetz
  • 10. Juli 2022
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Okt. 2022

Nachdem wir unser Anlegemanöver in Avignon verdaut haben machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir liegen direkt unterhalb des Papstpalastes und erklimmen unmittelbar nach Überquerung der Hauptstraße die Treppen hinauf zum Palastgarten. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Rhone und unseren Anfahrtsweg. Es ist immer noch sehr heiß. Der Palast ist teilweise eingerüstet und wird restauriert bzw. instand gehalten. Wir planen keine Besichtigung, da wir uns noch gut an die tolle Audioguide geführte Tour vor einigen Jahren erinnern. Stattdessen lassen wir die Atmosphäre rund um den Palast auf uns wirken. Dazu setzen wir uns auf einen Drink auf den Platz vor dem Palast. Die junge poppige Kellnerin mit ihrem elektronischen Bestellsystem steht ganz im Gegensatz zur Wirkung des Palastes. Auf unserem weiteren Spaziergang können wir uns des Eindrucks der „Touristenfallen“ in Form der Restaurantreihe auf der Rue de la République nicht ganz erwehren. Erst als wir wieder näher in Richtung unserer Liegestelle kommen, haben wir das Gefühl, auch Familien aus der Stadt in den Restaurants zu entdecken. Die teuren Boutiquen in den kleinen Straßen sind im Wesentlichen von Touristen besucht. Als wir am nächsten Morgen einen kleinen Citysupermarkt aufsuchen, bemerken wir, dass wir hier abseits des touristischen Lebens sind. Am Montag warten wir leider vergeblich auf unseren Motorservice. Über Moritz bekommen wir Bescheid, dass der Service zu einem Notfall gerufen wurde. Wir versuchen noch zu erreichen, dass wir danach noch bedient werden, aber das klappt nicht. Ich komme endlich mal dazu, ein Buch zu lesen. Wir chillen ordentlich vor uns hin. Am Dienstag vormittag klappt es dann mit dem Service. Der Mitarbeiter von Volvo Pentagon arbeitet konzentriert und sachkundig. Gegen Mittag ist er fertig und will das Entgelt von ca. 1250 € von uns in Bar haben. Das haben wir natürlich nicht bei uns, auch keine Schecks, denn die gibt es bei uns nicht mehr. Also einigen wir uns, in der Mittagspause Geld holen zu gehen. Gesagt, getan, aber es erweist sich als Problem. Die auf unserer Karte verzeichneten Banken existieren mit ihren Filialen nicht mehr an den alten Standorten. Nachdem wir 2 Mal im Sauseschritt eine Runde durch Avignon gedreht haben, bei über 30 Grad Mittagshitze, erfahren wir, dass es auf der Rue de la République noch Banken gibt. Dort erhielten wir allerdings pro Karte nur 300 EURO und ich hatte meine Karten nicht dabei. Also wieder zurück zum Boot, meine Karten geholt und auf zur 4. Runde durch die Stadt. Als ich noch unterwegs bin ruft Frank mich an, dass er seinen Führerschein hinterlegt hat und Volvo Penta am nächsten Morgen um 7:30 Uhr das restliche Geld bei uns einsammelt. Ich bekomme mit meiner EC und Kreditkarte auch jeweils nur 300 €, kann aber einige Minuten später mit meiner Kreditkarte weiter abheben, so dass wir jetzt genügend Bares haben. Nach der Aktion erholen wir uns erst einmal bei einer Mittagsruhe. Abends machen wir noch mal einen Stadtspaziergang und wollen Essen gehen. Irgendwie finden wir die Restaurants nicht wieder, die nicht so nach Touristenfallen aussehen. Am Ende sitzen wir jedoch ganz nett nahe der Stadtmauer und genießen unseren letzten Abend in Avignon.

Mittwoch früh klappt es pünktlich mit Volvo Penta und wenig später sind wir auf der letzten Rhôneetappe unserer Tour. Es bläst ein kräftiger Mistral. Wir fahren mit wenig Diesel die Rhône hinab. Es begegnen uns nur wenig Boote. Die Rhône wird immer breiter. An einer Kurve liegt Arles eine der ältesten Städte Frankreichs. Hier war der ehemalige Regierungssitz von Friedrich Barbarossa. Es gibt viele Bauwerke aus der Römerzeit. Leider kann man in Arles nicht anlegen. Aber auch vom Ufer kann man erkennen, dass es sich lohnt, Arles näher kennen zu lernen. Von Arles bis zum Mittelmeer sind es ungefähr noch 24 km.


Hinter Arles tauchen wir in die Camargue ein. Vom Fluss aus kann man nicht viel erkennen, außer dass plötzlich am rechten Ufer Salzberge auftauchen. Wesentlich früher als gedacht kommen wir an der Schleuse von Port Saint-Louis-sur-Rhône an. Wir wissen, dass die nächste Öffnungszeit der Schleuse, die eigentlich kaum Hub hat und dem Hochwasserschutz dient, erst in mehr als zwei Stunden ist. Zum Warten soll man auf der Rhôneseite festmachen können, wir fahren jedoch in den Schleusenkanal ein, in der Hoffnung, uns dort festmachen zu können. Auf der Rhôneseite sind die Festmachmöglichkeiten schwierig, erst recht bei dem herrschenden Wind. Im Schleusenkanal liegen zwei verlassene Segelboote und ein Norwegischer Segler, dazwischen ist noch Platz, aber kein ordentlicher Festmacher. Am Ende hilft uns der Norweger mit an einen Landring zu gehen, an dem auch schon die beiden Segelboote hängen, mit der Bugleine gehen wir um einen Laternenmast. Das hält. Die Schleuse wird ca. 1 Stunde früher geöffnet. Unmittelbar hinter der Schleuse liegt der Hafen Port Saint Louis. Als wir uns nach einem Liegeplatz umschauen, hören wir jemanden rufen. Es dauert ein wenig bis wir denjenigen ausmachen, der sich als Mitarbeiter der Capitainerie erweist und der uns einen Platz zuweist. Viele freie Plätze sehen wir in diesem großen Hafen nicht. Wir sind aber angemeldet und alles klappt. Wegen des Mistrals bleiben wir 3 Tage. Der Service ist super, wir liegen ruhig, umgeben von vielen Segelbooten. Der Supermarkt ist in der Nähe, es gibt Restaurants und auch Wäsche waschen kann ich mal wieder. Wir machen es uns gemütlich. Dem Grunde nach haben wir unser Reiseziel erreicht, denn nach Verlassen dieses Hafens geht es hinaus aufs Mittelmeer.

Gern würden wir von hier aus die Camargue entdecken. Das erweist sich allerdings als schwierig. Frank hätte gerne einen Ausflug mit den typischen Camargue-Pferden gemacht. Die Tourismusinformation befindet sich im alten Turm. 3 Mitarbeiter sitzen in dem alten Gemäuer. Ich hätte erwartet, dass die dicken Mauern vor Wärme schützen, aber es war eine extreme Wärme in der Tourismusinformation. Ein Mitarbeiter nahm sich unserer an, er konnte Englisch und wir setzten ihm auseinander, was wir gerne tun würden. So richtig fiel ihm nichts ein und er fragte eine andere Mitarbeiterin. Diese war erst abweisend und meinte dann, wir können ja mal in einer Villa auf dem Weg zum Strand Napoleon fragen. Aus dem Dialog zwischen unserem Ansprechpartner und der Dame konnte ich entnehmen, dass er sie erinnerte, dass wir zu Fuß seinen, woraufhin sie nur abfällig mit den Schultern zuckte und meinet, das können „die“ schon machen. Mir kam es so vor wie: „Wenn die das unbedingt wollen, werden die schon sehen…“ Etwas enttäuscht verließen wir die Tourismusinformation.

Wir selbst hatten schon recherchiert, dass wir mit dem Fahrrad zurück bis zur Fähre über die Rhône hätten fahren müssen um an einen Ausgangspunkt für Camargue-Touren zu kommen. Das war aber 10 km entfernt und inklusive Fahrradtour wären es 60 km und mehr geworden. Wir entscheiden, uns die Camargue ein anderes Mal anzuschauen, nicht bei Windstärke 7 und mehr als 30 Grad. Auch ein weiteres Telefonat, welches wir mit Hilfe von Moritz noch mal führen, kommt zu dem selben Ergebnis.

In der Nach ist an Schlaf kaum zu denken, so pfeift uns der Wind um die Ohren. In Böen frischt der Wind bis zur Windstärke 8 auf. Dennoch liegen wir recht ruhig.

Freitag fahren wir mit dem Fahrrad zum Strand Napoleon. Der liegt am Golf de Fos im Mittelmeer. Allerdings hat Franks Fahrrad einen Platten. In der Hafenmeisterei hilft man uns und der Reifen wird aufgepumpt. Hoffentlich hält alles. Der Radweg führt vorbei am Port Napoleon, wo viele Boote im Trockenlager oder für längere Zeit über eine nicht gefahrene Saison liegen. Die Infrastruktur ist eher industriell geprägt und hat längst nicht den Charme von Port Saint Louis. Bis zum Strand fahren wir vorbei an sumpfigen Ebenen mit Wasserläufen durchzogen und Buschwerk. Und dann ist es da - das Mittelmeer. Autos können über eine feste Sandpiste bis zum lockeren Sand fahren - gegen Entgelt. Der Sand ist so heiß, dass wir froh sind, unsere Füße ins Wasser stecken zu können. Man kann hier sicherlich nicht von einem typischen Mittelmeerstrand sprechen. In Strandnähe muss man zunächst aufgewühlten Sand überwinden und an einigen Stellen befindet sich drunter glitschiger Boden. Aber wir finden eine ganz gute Stelle, um ins Wasser zu kommen. Der Strand ist sogar bewacht. Die Abkühlung ist toll und das Meer durchaus angenehm frisch.

Auf dem Rückweg lässt Franks Reifen wieder Luft, so dass wir froh sind, noch ohne ganz platten Reifen zurück zum Hafen zu kommen. Der Hafenmeister unterstützt wieder und flickt den Reifen. Wir verstauen die Räder wieder an Bord. Am Abend schallt vom Kai Musik herüber. Eigentlich wollen wir navigieren, aber die Stimmung ist einladend und wir schauen was los ist. Am Kai sind eine Reihe von Buden aufgebaut, bei denen man von Pizza über Burger, Muscheln, gegrillten Fisch, Getränke, Eis alles zu erschwinglichen Preisen bekommen kann. Lange Tischreihen sind aufgebaut und man trifft sich hier mit Kind und Kegel. Auch wenn es schon auf 21 Uhr zu geht, sind Kleinkinder dabei. Sie gehören einfach dazu. Zwei Musiker singen französische, spanische, italienische und englische bekannte Lieder und das Publikum summt mit und lässt es sich gut gehen. Wir nehmen etwas zu trinken und genießen die Stimmung. Später werden wir von einem Franzosen am Nachbartisch angesprochen und setzen uns zu ihm und seiner Frau. Irgendwann stellt sich heraus, dass es der Mitarbeiter der Tourismusinformation ist. Wir müssen lachen. Ihm entschlüpft ein „Pardon“ und wir haben das Gefühl, er ist sich der Situation von vorher bewusst. Egal und vergessen. Der Abend ist schön. Ein stimmungsvoller Abschluss bevor wir aufs Meer gehen. Heute lässt der Wind uns auch schlafen.


 
 
 

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